Nan Paw Htoo, 46 Jahre
Thailand: 2015
Nan Paw Htoos Hütte steht nicht weit vom Ufer eines kleinen Flusses: ein kleines Bambushäuschen auf Stelzen am Rande des Camps. Mit seinem Blätterdach, den Bambuswänden und dem Dschungel im Hintergrund wirkt es fast idyllisch. Doch ein näherer Blick zeigt die Armut. Dennoch hat die 46-Jährige Angst davor, das Flüchtlingslager Mae Ra Ma Luang in nicht allzu ferner Zukunft verlassen zu müssen. Wie die anderen im Lager fürchtet sie die Auflösung der Camps. Die könnte die thailändische Regierung eines Tages veranlassen. In der alten Heimat Myanmar herrscht Frieden im Karen-Gebiet. Doch dem traut keiner der Flüchtlinge. Dazu kommt: In den Feldern liegen noch Landminen.
Nan Paw Htoo wüsste gar nicht, wie sie eine Rückkehr nach Myanmar bewerkstelligen sollte. „Meine Mutter würde all die Strapazen nicht überleben“, meint sie.
Vor drei Jahren hatte ihre Mutter einen Schlaganfall. Zuvor verschwand ihr Bruder spurlos, als er die Grenze überschritt, um die Lage im Heimatdorf Ta Tong zu erkunden. Jetzt sind die beiden Frauen auf sich gestellt. Mehrmals am Tag wäscht Nan Paw Htoo ihre inkontinente Mutter. Jedes Mal ist das eine Herausforderung für die kleinwüchsige Frau, die zudem noch an Osteogenesis imperfecta leidet. „Ich habe Glasknochen. Was passiert, wenn ich einmal unachtsam bin und stürze? Wer kümmert sich dann um meine Mutter, wenn meine Knochen gebrochen sind?“
Vor sich hat sie auf einen kleinen Tisch Bananenblätter gelegt, füllt sie mit einem Teig. Auf ihre kleinen Kuchen schwören die Schulkinder. „Mit dem Kuchenverkauf bringe ich mich und meine Mutter so einigermaßen durch“, sagt Nan Paw Htoo. Hilfe bekommt sie wegen ihrer Behinderung auch von Handicap International. So gab es einfache Geräte für ihren Kuchenverkauf. In Myanmar hätten sie nichts – selbst wenn sie die Reise irgendwie schaffen würden. Nan Paw Htoo hat Angst aus dem Lager Mae Ra Ma Luang nach Myanmar zurückkehren zu müssen:
„Meine Mutter würde den Transport nicht überleben. Selbst wenn, wir würden vor dem Nichts stehen.“ Sie pflegt ihre Mutter nach deren Schlaganfall. Die 46-Jährige fürchtet jeden Tag zu stürzen: Sie leidet an der Glasknochenkrankheit – ihre Knochen brechen extrem leicht.
„Ich habe Glasknochen. Wer kümmert sich um meine Mutter, wenn meine Knochen gebrochen sind?“
Diese Geschichte ist Teil unserer Wanderausstellung barriere:zonen. Die Ausstellung können Sie gerne ausleihen und mithelfen, diese Geschichten und ihre starken Botschaften zu verbreiten. Gerne kommt der Autor Till Mayer zu einem Vortrag.
Hintergrund
(Stand 2015) Ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg in Myanmar (Burma) hat sich verheerend auf die Entwicklung der betroffenen Gebiete ausgewirkt. So auch in der Region, die von Karen besiedelt ist. Seit 2012 schweigen die Waffen. Doch viele trauen dem Frieden nicht. Auf thailändischer Seite bestehen noch immer zahlreiche Flüchtlingslager. Hier leben oft seit Jahrzehnten Angehörige des Volks der Karen.
Die gesamte Geschichte mit noch mehr Bildern und in voller Länge finden Sie auf Spiegel Online.
So unterstützt Handicap International
Nan Paw Htoo ist kleinwüchsig und hat Glasknochen. Ganz alleine muss sie sich um ihre pflegebedürftige Mutter kümmern. Die beiden leben in einem Flüchtlingslager in Thailand, nachdem sie vor der Gewalt aus Myanmar fliehen mussten. HIV/Aids, lymphatische Filariose, Kinderlähmung, Klumpfuß, Epilepsie, Diabetes ... In vielen Ländern sind diese Krankheiten ein großes Problem. Handicap International unterstützt mit Aufklärungskampagnen und Maßnahmen zur Früherkennung, um Krankheiten rechtzeitig zu behandeln. Weiterhin unterstützt die Organisation Betroffene mit psychologischer Hilfe.
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